Stadt: Innsbruck, Österreich

Beginn: 2017-03-08

Ende: 2017-06-14

URL: https://www.uibk.ac.at/romanistik/personal/schrader/aktuelles/2017/programm-secondary-cities.pdf

In der Ringvorlesung werden zwei gegenwärtig diskutierte Konzepte miteinander verbunden, das der “secondary cities” und das der Suche nach Heimat im Zeitalter der Globalisierung und in einem dritten Schritt ihr Reflex auf Literatur, Film und Musik der Romania.

Der Spiegel hatte schon vor knapp zehn Jahren getitelt (Nr. 34, 2007) : "Vergesst London und Paris! Europas coole Städte …sind Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen, Tallin, Hamburg…“. Die neuen ‘coolen Städte’ sind also die “secondary” oder “peripheren Städte” (der Begriff stammt aus den USA und bezeichnet Städte in der Regel mit über 500.000 EinwohnerInnen), also die Städte, die im Schatten der Hauptstädte stehen. Und das gilt nicht nur für Barcelona, sondern auch für andere romanische Städte wie Valencia, Marseille oder Mailand, die zunehmend junge, mobile und kreative Milieus in einer Zeit anziehen, in der die ‚alten‘ Metropolen nicht nur unleistbar geworden sind, sondern auch an Dynamik und Freiraum verloren haben. Viele bisher als “zweite” oder “periphere” divercity kategorisierte Städte treten aus dem Schatten der Hauptstädte, die im Prozess der Moderne städtebaulich, ökonomisch und literarisch im Zentrum der Geschichte standen. Ein Blick auf Neapel soll beispielsweise den historischen Wandel einer einstigen Metropole zur secondary city nachvollziehen. Gleichzeitig zeigen Städte wie Tanger, Barcelona oder Montréal, wie problematisch diese Klassifizierung als secondary city sein kann bzw. wird die Frage aufgeworfen, ob wir in der Romania überhaupt von “secondary cities” sprechen können.

Es geht aber im Rahmen der Ringvorlesung um mehr: Die geforderte Mobilität unserer neoliberalen Gesellschaft verlangt einen kreativen Umgang mit Heimat. Globalisierung und Lokalität bzw. Ansässigkeit sind schließlich längst keine Gegenspieler mehr, sondern bedingen einander, unsere Welt „is simultaneously becoming more globalized (unified around dynamics of capitalogic moving across the border) and more localized (fragmented into contestatory enclaves of difference, coalition, and resistance) in everyday texture and composition” Heimat ist ein vom Nationalsozialismus und bis heute volkstümelnden Gruppen diskreditiertes Konzept. Heimat ist aber vor allem ein „Assoziationsgenerator“, um ein emphatisches Näheverhältnis von Mensch und Raum zu fassen und es ist ein Konzept, das schon immer auf das Imaginäre zielte und so geraten eben Literatur, Film und Musik in den Blick, um diese Näheverhältnisse (auch kritisch) zu imaginieren.

Ort: Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, Innrain 52d
Uhrzeit: mittwochs 17.15-18.45 Uhr
Raum: 40935 (9.OG)

Organisation & Konzept: Univ.-Prof. Sabine Schrader

Beitrag von: Stella Lange

Redaktion: Christof Schöch