Internationales Symposium:

Weibliche Genieentwürfe. Eine alternative Geschichte des schöpferischen Subjekts

Ziel des internationalen Symposiums ist es, Linien einer alternativen Geschichte des schöpferischen Subjekts aufzuzeigen, indem die bislang weitgehend vernachlässigten weiblichen Entwürfe von Genialität ins Zentrum gestellt werden. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass Frauen schon sehr früh gegen ihren gut untersuchten Ausschluss aus der Genialität aufbegehrt und Alternativentwürfe entwickelt haben, die auf einen Einschluss des weiblichen Geschlechts, ja nicht selten auf eine Überbietung männlicher Geniekonzepte abzielen. Das Symposium möchte erste Schritte zur Aufarbeitung dieser Parallelgeschichte des Geniekonzepts gehen. Wie können gängige Geschichten der Geniefigur umgeschrieben und korrigiert werden, wenn der Fokus speziell auf die Konzipierungen und Inszenierungen weiblicher Genialität gelegt wird? Um diese Frage zu beantworten, sollen die unterschiedlichen Konzepte weiblicher Genialität und die Strategien ihrer diskursiven Vermittlung in ihrer ganzen historischen und kulturellen Vielfalt, aber auch in ihren möglichen Gemeinsamkeiten untersucht und in die bislang rekonstruierten Diskursgeschichten der Geniefigur sowie die jeweiligen soziopolitischen und epistemischen Kontexte eingebettet werden. Dies soll es ermöglichen, bislang unbeachtete Einflusslinien, wechselseitige Inspirationen und Entwicklungslogiken freizulegen.

Veranstaltungsort: Freie Universität Berlin, Henry-Ford-Bau, Senatssaal, Garystraße 35, 14195 Berlin
Leitung: Prof. Dr. Barbara Ventarola (Freie Universität Berlin)

Tagungsprogramm:

Donnerstag, 12. April 2018

10:00 – 10:15
Begrüßung und Einführung (BARBARA VENTAROLA)

Panel 1: Theoretische Annäherungen

10:15 – 11:00
FRANÇOISE RÉTIF (Université de Rouen Normandie)
Julia Kristeva und das weibliche Genie

11:00 – 11:45
ANNE EUSTERSCHULTE (Freie Universität Berlin)
Philosophical Reflections on the Female Genius of Writing: Simone Weil

11:45 – 12:15 Kaffeepause

Panel 2: Das weibliche Genie in der Vormoderne

12:15 – 13:00
DIMITRIOS YATROMANOLAKIS (Johns Hopkins University)
Constructions of Female Genius in Greek Antiquity: Questions of Method

13:00 – 15:00 Mittagspause

15:00 – 15:45
ANITA OBERMEIER (University of New Mexico)
Self-Promotion through Putative Self-Criticism in Hrotsvit of Gandersheim, Mechthild of Magdeburg, and Christine de Pizan

15:45 – 16:30
RENATE KROLL (Humboldt-Universität Berlin)
Génie féminin – oder Plädoyer für eine genialische Dichtung im Frankreich der Frühen Neuzeit: Marie de Gournay

16:30 – 17:00 Kaffeepause

17:00 – 17:45
ANNIKA NICKENIG (Humboldt-Universität Berlin)
„Que vale el precio del libro“ – Ökonomische Erwägungen und der Wert des weiblichen Ingeniums in María de Zayas’ Novelas ejemplares

Freitag, 13. April 2018

Panel 3: Weibliche Perspektiven auf die Genieästhetik

09:30 – 10:15
BARBARA VENTAROLA (Freie Universität Berlin)
Annette von Droste-Hülshoffs lyrische Erkundungen weiblicher Genialität

10:15 – 11:00
BARBARA BECKER-CANTARINO (Ohio State University)
Bettina von Arnims Inszenierung als weibliche Geniefigur im Kontext zeitgenössischer Geniekonzepte

11:00 – 11:15 Kaffeepause

Panel 4: Der Kampf der Geschlechter um 1900

11:15 – 12:00
MARIE-CHRISTIN WILM (Freie Universität Berlin)
Hat Genialität ein Geschlecht? Zur Frage nach Typologie und Individualität des weiblichen Genies um 1900

12:00 – 12:45
ELIZABETH M. BONAPFEL (Freie Universität Berlin)
Beyond the Categories: Gertrude Stein’s Radical Re-Imagination of the World

12:45 – 14:45 Mittagspause

Panel 5: Moderne Ansätze zur Neuerfindung des weiblichen Genies

14:45 – 15:30
TATJANA KUHARENOKA (Universität Lettlands)
„Ich bin so gewöhnt missverstanden zu werden…“ Alma Mahler-Werfels Autobiographik als alternativer Weiblichkeitsentwurf der Moderne

15:30 – 16:15
EKATERINA VASSILIEVA (Humboldt-Universität Berlin)
“Ich habe Frauen das Sprechen beigebracht…” Anna Achmatova und das weibliche Genieprojekt

16:15 – 16:45 Kaffeepause

16:45 – 17:30
IULIA DONDORICI (Freie Universität Berlin)
Weibliche Genieentwürfe in der rumänischen Kultur der Moderne: Iulia Haşdeu (1869-1888) und Jeni Acterian (1916-1958)

17:30 – 18:15
KARL WOLFGANG FLENDER (Freie Universität Berlin)
“Unoriginal Genius?” Vanessa Places Poetik feministischer Appropriation

18:15 – 18:45
Abschlussdiskussion