Stadt: Mannheim

Frist: 2015-01-15

Beginn: 2014-10-23

Ende: 2015-01-15

URL: http://rsc.uni-mannheim.de/Forschergruppen/Literarische%20Autorschaft%20und%20publizistische%20%C3%96ffentlichkeit/

Viktoria Adam (Romanisches Seminar der Universität Heidelberg)
Matthias Kohring (Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universität Mannheim)
sowie die Forschergruppe “Autorschaft und publizistische Öffentlichkeit” (RSC/Universität Mannheim)

Autorschaft, publizistische Öffentlichkeit und Vermarktung

Literarische und filmische Texte generieren sowohl symbolisches als auch ökonomisches Kapital. Damit existieren sie in Bereichen, die gegensätzlichen Regeln folgen. Welche aktive Rolle spielen die AutorInnen innerhalb dieses Spannungsverhältnisses? Pierre Bourdieu geht für das literarische Feld Frankreichs im 19. Jahrhundert davon aus, dass die ökonomische und die symbolische Logik einander eigentlich ausschließen müssten, da das Prinzip symbolischer Anerkennung in der Verleugnung finanzieller Interessen begründet ist. Doch wie verhält es sich in Zeiten spätkapitalistischer Ver¬mark-tungsformen mit dieser strengen Gegenüberstellung?

Auffällig ist, dass SchriftstellerInnen und RegisseurInnen (zunehmend?) ihre Autorschaft in ihren Texten und Filmen, aber auch darüber hinaus in der Öffentlichkeit inszenieren (dies wäre bei-spielsweise zu untersuchen anhand von Marie NDiaye, Yasmina Khadra, Leonora Miano, Éric Chevillard, Jean-Philippe Toussaint, Frédéric Beigbeder oder Michel Houellebecq). Beispielsweise mit dem Begriff der „posture“ von Jérôme Meizoz ließe sich die textinterne und textexterne Dimension dieser Selbstdarstellungen unterscheiden. Die publizistische Öffentlichkeit spielt hierbei eine wichtige Rolle und soll daher im Zentrum der Sektion stehen.

Die Selbstinszenierung von AutorInnen interagiert in komplexer Weise mit der publizistischen Öffentlichkeit, die nach ihrer eigenen Logik der Erzeugung von Aufmerksamkeit für potenziell relevante Themen Autor-Images herstellt. Hierbei spielt die Referenz auf biographische Aspekte wie z.B. ethnische oder soziale Herkunft eine gewichtige Rolle. Darüber hinaus wäre zu betrachten, wie die Rolle der publizistischen Öffentlichkeit im Zusammenspiel mit Verlagen als Orten der Umwandlung ästhetischer Merkmale in solche der Vermarktung einzuschätzen ist?
Wie treten JournalistInnen und VerlegerInnen medial in Erscheinung und welchen Beitrag leisten sie zur ästhetischen Wertschöpfung? Werden kommerzieller Erfolg und ökonomisches Inte¬resse zu¬nehmend zum eigentlichen Gegenstand literarischer und filmischer Ästhetisierungen?
Diesen Fragen möchten wir in unserer Sektion aus einer interdisziplinären Perspektive (Literatur- und Kulturwissenschaft, Film-, Medien- und Kommunikationswissenschaft) nachgehen, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den – mehr oder weniger fest umrissenen – nationalen Kontexten herauszuarbeiten und zu diskutieren.

Die Vortragssprache sollte nach Möglichkeit Englisch sein, für die Diskussionen sind auch Deutsch oder romanische Sprachen möglich. Abstracts von nicht mehr als 300 Wörtern sollten bis zum 15. Januar 2015 an rsc_romanistentag@uni-mannheim.de geschickt werden.

Bibliographie :
Brouillette, Sarah: Postcolonial Writers in the Global Literary Marketplace, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007.
Casanova, Pascale (Hg.): Des littératures combatives. L’Internationale des nationalismes littéraires. Paris 2011.
Gronemann, Claudia: „Narrations collectives et posture dans la littérature postcoloniale maghrébine : une critique du classement culturel des modèles auctoriaux,“ dans: Les Lettres Romanes 68, 1-2 (2014) 221-248.
Huggan, Graham: The Postcolonial Exotic: Marketing the Margins. London 2001.
Kohring, Matthias: „Öffentlichkeit als Funktionssystem der modernen Gesellschaft. Zur Motivationskraft von Mehrsystemzugehörigkeit“. In: Ziemann, Andreas (Hg.): Medien der Gesellschaft – Gesellschaft der Medien. Konstanz 2006, 161-181.
Meizoz, Jérôme: Postures littéraires. Mises en scène modernes de l’auteur, Genève: Éditions Slatkine, 2007.
Ruhe, Cornelia: „,Wohlwollende Ratschläge‘. Der Umgang französischer Verlage mit frankophonen Autoren“. In: Gesine Drews-Sylla/Renata Makarska (Hrsg.): Neue alte Rassismen? Differenz und Exklusion in Europa nach 1989. Bielefeld: transcript 2014.
Watts, Richard : Packaging post-coloniality. The Manufacture of Literary Identity in the Francophone World, Lanham : Lexington Books, 2005.

Beitrag von: Cornelia Ruhe

Redaktion: Christof Schöch