Stadt: Johannes Gutenberg Universität Mainz, T8 0-322 (Außenstelle Taubertsberg III, Wallstraße 7a)

Beginn: 2024-01-29

Ende: 2024-01-29

URL: https://www.romanistik.uni-mainz.de/gerards/

Panchronic Language Contact: Angolan Scenarios

Die noch immer von den Auswirkungen des langen Bürgerkriegs beeinflusste angolanische Gesellschaft erfährt aktuell massive wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklungen, die oft dissonant sind. Eine solche Instabilität – deren ‚andere Seite der Münze‘ erhebliches Zukunftspotential ist – gilt auch sprachlich: Zum einen ist das Land von der weiträumigen Verwendung von Bantusprachen geprägt, unter denen einige trotz ihrer großen Sprecher*innenzahlen nur unzureichend beschrieben und erforscht sind (bspw. Cokwe, Varietäten entlang der Sprachgrenze Kimbundu/Umbundu). Gleichzeitig beobachten wir in einigen Regionen massive sprachliche Transformationen. In Nord-Angola bspw. spielen Sprachen der Nachbarländer (v. a. Lingala, aber auch Kikongo-Varietäten) eine immer größer werdende Rolle. Parallel hierzu breitet sich landesweit das Portugiesische als dominante Sprache im Sinne einer lingua franca immer größerer, insbesondere junger Teile der angolanischen Gesellschaft aus. Bemerkenswert ist, dass die ehemalige Kolonialsprache dabei nicht allein die Mittelschicht ‚top down‘ als Elitensprache erreicht, sondern sich auch in sozial disruptiven Kontexten durchsetzt. Dies geschieht im Spannungsfeld zwischen einer exogenen europäischen Prestigenorm einerseits und einer emergenten endogenen angolanischen Norm andererseits (vgl. Gerards & Meisnitzer 2023).

Mit finanzieller Unterstützung des Zentrums für Interdisziplinäre Afrikaforschung der Goethe Universität Frankfurt (ZIAF) und dem Institut für Afrikanistik der Goethe Universität Frankfurt setzt es sich der Workshop Panchronic Language Contact: Angolan Scenarios zum Ziel, sprachliche Normierungs- und Koinéisierungsprozesse im Angola der Gegenwart im Spannungsfeld von Sprachkontakt und sprachlicher Diversität zu untersuchen. Angetrieben von der Überzeugung, dass ein integrales Verständnis der spezifisch angolanischen sprachlichen Entwicklungsdynamiken dabei der Expertise sowohl der Afrikanistik als auch der Romanistik bedarf, will der Workshop zu eng gedachte einzelphilologische Grenzen überwinden. Auch eine globale Süd–Süd-Dimension soll dabei durch die Miteinbeziehung wichtiger historischer und gegenwärtiger transatlantischer Sprachkontakte (Angola/Brasilien) konsequent mitgedacht werden. Anders als klassische Vortrags-/Diskussionsformate versteht sich der Workshop als think tank mit Raum für tief(er)greifenden Austausch. Die eingeladenen Expert*innen und das Organisationsteam halten kurze Impulsvorträge von je 10-15 Minuten, in denen sie die eigene Forschung sowie persönliche (Forschungs)erfahrungen und -interessen zur sprachlichen Situation Angolas kurz vorstellen, erörtern und problematisieren. Nach jeweils zwei bis drei Kurzinputs öffnet der Raum für Debatten und Austausch. Mittelfristig soll so der Grundstein für eine nachhaltige, langwährende und auch theoretisch fundierte afrikanistisch-romanistische Kooperation zur sprachlichen Entwicklung Angolas gelegt werden.

Der Workshop findet am 29.01.2024 von 10 bis 18 Uhr im T8 0-322 (Außenstelle Taubertsberg III, Wallstraße 7a) der Johannes Gutenberg Universität Mainz statt. Interessierte sind herzlich eingeladen!

Organisationsteam
Prof. Axel Fanego (Afrikanistik, Goethe Universität Frankfurt),
Jun.-Prof. David Paul Gerards (Romanistik, Johannes Gutenberg Universität Mainz)
Prof. Nico Nassenstein (Afrikanistik, Johannes Gutenberg Universität Mainz)
Prof. Alexander Cobbinah (Afrikanistik, Universidade de São Paulo/Brasilien)

Eingeladene ExpertInnen
Dr. Anne-Maria Fehn (Afrikanistik, Universidade do Porto/Portugal)
Dr. Heidi Goes (Afrikanistik, Universiteit Gent/Belgien)
Prof. Ana Paulla Braga Mattos (Romanistik, Aarhus Universitet/Dänemark)
Prof. Heike Drotbohm (Afrikanistik/Ethnologie, Universität Mainz)
Dr. Sebastião Iken (Romanistik, Universität zu Köln)
Dr. Miguel Gutiérrez (Romanistik, Universität Augsburg)
Dr. Jacky Maniacky (Afrikanistik, Royal Museum for Central Africa, Tervuren/Belgien)
Prof. Paulo Osório (Romanistik, Universidade da Beira Interior/Portugal)

Beitrag von: David Paul Gerards

Redaktion: Ursula Winter